Aus den Fachschulen

Fachschule für Kunststoff- und Kautschuktechnik in Gelnhausen

tema-Ausgabe 06/2020

Die Fachschule liegt im Herzen Deutschlands direkt an der „Gummistraße“, so wird das Gebiet von Fulda im Osten bis Frankfurt im Westen, größtenteils entlang des Kinzigtales in Insiderkreisen genannt. Die Dichte der kunststoff- und elastomerverarbeitenden Betriebe ist hier unvergleichlich hoch.

Seit dem Jahre 1984 werden an den Beruflichen Schulen Gelnhausen erstmals Auszubildende im Beruf Kunststoff-Formgeber der Fachrichtung Verarbeiten von Kautschuken im dualen System ausgebildet.

In den darauffolgenden Jahren ergab sich ein großer Fachkräftebedarf im mittleren Management dieser umliegenden kautschukverarbeitenden Firmen. Für den damaligen Beruf Kunststoffformgeber, heute Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, gab es keine adäquate Weiterbildungsmöglichkeit für das mittlere Management, deshalb forderte und unterstützte die heimische Industrie die Einrichtung der Fachschule für Kunststoff-und Kautschuktechnik in Gelnhausen.

Im Jahre 1990 war es dann auch tatsächlich soweit, und die Technikerschule konnte eingerichtet werden. Dies geschah mit großer Unterstützung der umliegenden Kunststoff- und Kautschukbetriebe, ohne deren Hilfe das nicht möglich gewesen wäre. Diese Firmen, federführend die Firma Veritas und Firma WOCO, bürgten damals für die Anschubfinanzierung in Höhe von 250.000,00 DM. Das zeigt die Notwendigkeit und Bedeutung der Fachschule für die heimische Region. Neben der finanziellen, leisteten die Firmen auch die fachliche Unterstützung, die bis heute in Form von Lehraufträgen von hochrangigen Spezialisten aus den Betrieben Bestand hat. Über Lehraufträge dieser Firmenmitarbeiter wird der Unterricht in der Fachschule durch Inhalte neuester technischer Entwicklungen in den dortigen Firmen aufgewertet und ein direkter Kontakt zwischen Firmen und Studierenden hergestellt.

„Eine unserer Philosophien ist es, permanent einen sehr engen Kontakt zu den Betrieben zu halten und eine bedarfsgerechte Ausbildung zu organisieren“, äußert sich der zuständige Abteilungsleiter Arnold Flach.

Fördervereinigung zur kautschuk- und kunststofftechnologischen Berufsausbildung e.V. (FKB)

Aus der Anschubunterstützung im Jahr 1990 ging es nahtlos in eine kontinuierliche Zusammenarbeit über. Bereits 1991 wurde so die gemeinnützige Fördervereinigung FKB von Firmen sowie Privatpersonen gegründet, die die Förderung beruflicher Aus- und Weiterbildungen im Bereich Kunststoff- und Kautschuktechnik betreibt. Dies geschieht u. a. durch die gemeinsamen Planungen zur Weiterentwicklung der Fachschule, Finanzieren von neuen Maschinen und Geräten für das Technikum sowie der Fortbildung der Berufsschullehrer der Fachschule in Gelnhausen. Weiterhin werden die Studierenden finanziell bei der Zertifikatsprüfung zur/zum Qualitätsassistent/-in der GFQ-Akademie unterstützt.

Durch die enge Kooperation zwischen Industrie und Berufsschule profitieren vor allem die Studierenden, die so eine Weiterbildung auf dem höchsten technischen Stand genießen.

Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände

Ebenso unterstützen der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) und der Wirtschaftsverband der Deutschen Kautschukindustrie (WDK) die Fachschule durch projektbezogene Spenden und die kostenlose Bereitstellung von Messeständen zur Präsentation der Fachschule. So wurde in jüngster Zeit die Anschaffung eines Industrieroboters für das Technikum mit einer Spende in Höhe von 40.000,00 € unterstützt. Die Studierenden der Fachschule waren in Zusammenarbeit mit dem ADK auf der Messe „Ideenexpo“ in Hannover als Aussteller vertreten. Dort wurde vor Ort ein Messearmband auf Leihmaschinen der Industrie in tausendfacher Stückzahl produziert und mit den individuell gewünschten Namen die per Laser eingraviert wurden, an die Besucher verteilt.

Die Fachschule für Kunststoff- und Kautschuktechnik ist nach 30 Jahren deutschlandweit so bedeutend, dass die Studierenden aus vielen Bundesländern nach Gelnhausen kommen. Die Weiterbildung zur Staatlich geprüften Technikerin/ zum Staatlich geprüften Techniker ist bis auf einen geringen jährlichen Beitrag für Laborkosten, z. Zt. 100,-€ pro Jahr, kostenfrei.

Ausstattung der Technikerschule

Die technische Ausstattung der Technikerschule ist einzigartig umfangreich und auf dem neuesten technischen Stand und somit auf die technischen Herausforderungen im späteren beruflichen Alltag der Studierenden ausgerichtet. Im Technikum sind unter anderem hochmoderne Spritzgießmaschinen, eine Blasfolienmaschine, zwei 3D-Drucker, ein Extruder, ein in eine Produktionsmaschine integrierter 6-Achsen-Industrie-Roboter, ein Laserbeschriftungsgerät sowie neun Gummispritz-Maschinen untergebracht, an welchen die Studierenden den Umgang mit den unterschiedlichen Handhabungen von Kunststoffen und Kautschuk in der Praxis erlernen.

Ein besonders wichtiger Bereich in der heutigen Zeit ist die Konstruktionstechnik, die in einem eigens dafür eingerichteten CAD-Raum vermittelt wird sowie die Räume für die Automatisierungstechnik, in denen die Studierenden pneumatische, e-pneumatische Anlagen und Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) aufbauen können. Im Bereich der Qualitätssicherung steht eine umfangreiche und moderne Ausstattung zur Mess- und Prüftechnik von Kautschuk- und Kunststoffprodukten zur Verfügung. Auch das Thema Industrie 4.0 wird hier kontinuierlich weiterentwickelt. Durch die Anschaffung eines Industrieroboters im Jahr 2019 wird ein Fertigungsprozess im Rahmen des Unterrichtes automatisiert. Die Aufgabe der Studierenden ist es, den Roboter so einzusetzen, dass die Produktivität und die Qualität des Fertigungsprozesses wesentlich gesteigert werden. Dies geschieht durch Teilezuführung / Teileentnahme, Qualitätskontrolle mit einem Visionsensor bzw. Kamerasystem, Teilenachbearbeitung und Verpackung.

Zusatzqualifikationen

Neben der Ausbildung zum Techniker können die Schüler zusätzlich eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten wahrnehmen, z. B. kann die Fachhochschulreife durch das Belegen von zusätzlichen Fächern in den zwei Ausbildungsjahren erlangt und im Anschluss ein Studium an einer Fachhochschule begonnen werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die IHK-Ausbildereignungsprüfung sowie die Ausbildung zum/zur zertifizierten Qualitätsassistenten/Qualitätsassistentin abzulegen und somit wichtige Kompetenzen für das spätere Berufsleben zu erlangen. Um der zunehmenden Internationalisierung und Konkurrenz aus dem Ausland gerecht zu werden, besteht zudem die Möglichkeit, das KMK-Fremdsprachenzertifikat zu erwerben. Großer Wert wird auch auf eine adäquate Ausbildung der zukünftigen Führungskräfte im Personal- und auf Führungsmanagement gelegt. Ebenso stehen Schulungen für Bewerbungssituationen, Präsentationen, Teambildung und nicht zuletzt ein Kniggekurs auf dem Programm.

Kooperation mit Unternehmen

Für die Schule ist es von hoher Wichtigkeit, dass die Schüler, die alle bereits über Berufserfahrungen verfügen, den Anschluss an die Welt der Unternehmen nicht verlieren. Dies geschieht in enger Kooperation mit Unternehmen, indem regelmäßige Besichtigungen zu verschiedenen Themenbereichen stattfinden. Hinzu kommen regelmäßige Messebesuche, wie K-Messe, FAKUMA und Deutsche Kautschuk Tagung, die Einblicke in den neuesten Stand der Technik und die neuesten Entwicklungen gewähren. Um die Nähe zur Praxis zu fördern, die Übungen mit der Ausstattung der Schule zu festigen sowie sich nach der zweijährigen Weiterbildungsphase auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren, sind alle Schüler im zweiten Ausbildungsjahr verpflichtet, eine Projektarbeit in einem Industriebetrieb zu erstellen. Die Themen werden von Firmen vergeben und in der Praxisphase im Betrieb erarbeitet.

Homepage

www.kunststofftechniker.eu

Berufliche Schulen des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen

-Fachschule für Kunststoff- und Kautschuktechnik-

Arnold Flach (StD)

Abteilungsleiter

Graslitzer Straße 2-8

63571 Gelnhausen

Fon +496051-4813-210

Fax +496051-4813-999