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5. Regionaler Technikertag in der HDI-Arena in Hannover

Großen Anklang fand am 13. Februar die BVT-Veranstaltung „Unternehmen treffen Fachkräfte“ im Rahmen des fünften regionalen Technikertages, dieses Mal im Stadion von Hannover 96, der HDI-Arena.

Zahlreiche Studierende von niedersächsischen Fachschulen für Technik und Gestaltung sowie Vertreter mittelständischer Betriebe kamen zusammen, um sich an Diskussionsrunden rund um die Themen berufliche Bildung, Fachkräftemangel und Chancen des Networkings zu beteiligen.

Einen filmischen Bericht finden Sie unter https://www.youtube.com/watch?v=updsobywYZQ

Vor Beginn der Diskussionsrunden drängelten sich die Teilnehmer des Technikertages um die Präsentation der Abschlussarbeit von Absolventen der Otto-Brenner-Technikerschule Hannover, einem stehenden Pendel.

Am Infostand des BVT war auch viel Betrieb. Bautechniker fragten nach der Anwesenheit potentieller Arbeitgeber auf der Messe, Maschinenbautechniker erkundigten sich nach Karrierechancen bei der Deutschen Bahn, ein Medizintechniker fragte nach Unterstützung bei Auslandsbewerbungen durch die BVT-Registrierungsurkunde und einige Personaler erkundigten sich nach Konditionen von Stellenofferten auf der BVT-Stellenbörse.

Durch den Abend führte Markus Deselears, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins DUB. Er bat in der Anmoderation BVT-Hauptgeschäftsführer Gerard Wolny um eine Einführung in das Abendprogramm und einen Abriss über das Berufsbild des Staatlich geprüften Technikers.

Wolny begrüßte die Teilnehmenden und drückte seine Freude über das große Interesse an der Veranstaltung aus. Er appellierte an die Teilnehmenden den Abend zu nutzen und Kontakte zu knüpfen. Wolny beschrieb die Grundrisse der höchsten berufliche Qualifikationsstufe der beruflichen Bildung, den Staatlich geprüften Techniker, mit 2.400 Unterrichtsstunden im Klassenverbund und betonte, dass keine andere Berufsausbildung und kein Bachelorstudiengang an diese Stundenzahl herankäme. Da die Absolventen alle aus der beruflichen Praxis kämen, seien sie in der Regel viel erfahrener als Absolventen von Bachelorstudiengängen. Wolny hob die hervorragenden Berufschancen auch aufgrund dieser Kompetenzen hervor, die zusätzlich durch den Fachkräftemangel nochmal gestiegen seien.

In der ersten Diskussionsrunde, der sogenannten ersten Halbzeit,  mit Patrick Meinhardt, Direktor Politik Europa und Generalsekretär der Bildungsallianz des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft, BVMW e.V., sowie Klaus Brühl,  dem Leiter der Otto-Brenner-Schule sowie dem Absolventen Karsten Sehrt ging es um Erwartungshaltungen an die Politik.

Meinhardt führte aus, dass inzwischen bis zu 80 Prozent eines Schülerjahrgangs ein Studium anstatt eine duale Berufsausbildung anstreben. Dieser Akademisierungswahn verstärke den Facharbeitermangel und schade der Volkswirtschaft. Die ersten Bundesländer würden zaghaft versuchen gegenzusteuern indem sie Chancen und Wertigkeit von Haupt- und Realschulabschlüssen propagieren. Meinhardt sagte, viele Eltern wüssten gar nicht, dass der Verdienst von Facharbeitern häufig vergleichbar mit Studienabsolventen sei und würden daher den Nachwuchs zum Studieren drängen. Ca. ein Drittel der Universitätsabsolventen würde das Studium abbrechen und sich, wenn überhaupt, erst dann für eine duale Ausbildung entscheiden. Diese verlorene Zeit sei für die Gesellschaft teuer und uneffektiv.

Schulleiter Brühl erläuterte, Absolventen von Technikerschulen kämen mit viel Berufs- und Teampraxis und würden während der Fortbildung weiterhin hohe soziale Kompetenzen, sogenannte Soft Skills, erwerben, da ein Klassenverband viel intensiver zusammenarbeite als Studierende eines Studienganges. Brühl warnte, je weniger junge Menschen sich für eine Berufsausbildung entscheiden, umso weniger potenzielle Absolventen von Technikerschulen kämen hinterher. Die Möglichkeiten des beruflichen Bildungsweges, erst eine duale Ausbildung, dann ein Studium oder eine Technikerschule zu absolvieren, sollte viel mehr propagiert werden.

Absolvent Sehrt schilderte seine Motivation neben der Arbeit noch die Fortbildung zum Staatlich geprüften Techniker begonnen zu haben. Er möchte seinen Horizont erweitern und sich mit der Qualifizierung Möglichkeiten schaffen, neue Herausforderungen zu suchen. So bleibe das lange Arbeitsleben interessant. Auch seien die Verdienstmöglichkeiten anschließend entsprechend besser.

Moderator Deselears stellte in der zweiten Halbzeit den Leiter des Kundendienstes der iks Engeneering Gmbh, Herrn Rotter, sowie den Niederlassungsleiter der Ingenieurgesellschaft C-Con, Jörg Nettler, sowie den Leiter des Kundendienstes Hannover der TK, Herrn Thomas Bode, vor; fragte sie nach ihren Erfahrungen bei der Mitarbeitersuche und Möglichkeiten den Bewerbern einen Mehrwert, z.B. durch Maßnahmen der gesundheitlichen betrieblichen Vorsorge zu bieten.

Herr Rotter schilderte, dass sein Unternehmen mit 450 Mitarbeitern ständig auf der Suche nach personeller Verstärkung sei. Hier würde der Fokus eher auf Staatlich geprüften Technikern und Technikerinnen als auf studierten Ingenieuren liegen, zumal es davon immer weniger Absolventen gebe. Der Trend, dass immer mehr Studierende sich für soziale Themen oder Wirtschaft einschreiben, wäre für den Industriestandort Deutschland fatal.

Herr Nettler führte aus, er sei selber Staatlich geprüfter Techniker und wisse daher von den Vorzügen dieser Qualifikation und der gezeigten Eigeninitiative. Sein Unternehmen suche gezielt in den Reihen von Absolventen der regionalen Technikerschulen.

TK-Kundendienstleiter Bode erläuterte die Möglichkeiten durch gutes betriebliches Gesundheitsmanagement und zusätzliche soziale Leistungen, bei der Personalsuche Wettbewerbsvorteile zu generieren. Er stünde viel in Kontakt mit Führungspersonal der regionalen Unternehmen und wisse, wie wichtig den Firmen zufriedene und gesunde Mitarbeitende seien.

An der Abschlussrunde, der Verlängerung, nahmen Moritz Specht, ein Staatlich geprüfter Techniker, Sonja von Bestenbostel, eine Studierende der BBS ME sowie BVT-Hauptgeschäftsführer Gerard Wolny, teil.

Herr Specht führte aus, durch den Staatlich geprüften Techniker seien seine beruflichen Chancen enorm gestiegen. Er sei in seinem Job sehr zufrieden. Das was gelehrt wurde, könne er überwiegend verwerten. Vor allem wird einem die Scheu vor Teamwork und Präsentationen genommen.

Frau von Bestenbostel erklärte, während der Fortbildung müsse man auf Freizeit überwiegend verzichten. Auch sei es ratsam, von Natur aus wenig Schlaf zu brauchen. Sie besuche die Technikerschule, um für neue berufliche Herausforderungen qualifiziert zu sein. Man brauche schon etwas Biss, um das alles zu meistern. Aber sie sei mit dem Lehrprogramm sehr zufrieden, man ergänze sich im Teamwork und der Zusammenhalt in der Klasse sei groß.

Wolny führt aus, potenzielle Arbeitgeber könnten sich sehr glücklich schätzen, wenn sie Staatlich geprüfte Techniker und Technikerinnen gewinnen. Diese seien nicht nur hervorragend fachlich weitergebildet, sondern auch geprägt von Eigeninitiative, Teamwork und sozialen Kompetenzen.

Wolny wies noch auf die mehrsprachige Zeugniserläuterung von Abschlüssen an Fachschulen für Staatlich geprüfte Techniker und Technikerinnen hin, die auf der Seite der Kultusministerkonferenz abgerufen werden kann.

Wolny erklärte, der BVT begrüße die Reform des Berufsbildungsmodernisierungsgesetzes (BBiMoG), zumal er sich stark für sie engagiert habe, und forderte, dass Staatlich geprüfte Techniker und Technikerinnen auch von der Reform profitieren sollten. Das Gesetz greife nur auf Bundesebene, Technikerschulen seien allerdings den Bildungsministerien der Länder unterstellt. Daher habe der BVT über die Kultusministerkonferenz alle 16 Bildungsminister bzw. Bildungsministerinnen angeschrieben, ihnen den Sachverhalt erläutert und um Übernahme der Reform auf Landesebene gebeten. Die ersten Länder hätten Bereitschaft hierzu signalisiert.  

Abschließend bedankte sich Wolny bei den zahlreichen Teilnehmern für ihr Kommen und leitete in das „Elfmeterschießen“, den Networking-Teil der Veranstaltung über. Der 5. Regionale Technikertag klang, wie es sich in einem Stadion gehört, mit Bier und Currywurst, aus. An den Tischen wurde intensiv debattiert und sich vernetzt. Viele Visitenkarten wurden ausgetauscht. Alles in allem ein sehr gelungener Abend!