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Erster digitaler Technikertag 2022

Fast 48 Jahre nach seiner Gründung versuchte sich der Bundesverband höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und Gestaltung e.V. mit einem neuen Format. Da durch die immer noch währenden Einschränkungen durch Corona eine lockere und der Vernetzung dienliche Veranstaltung noch immer nicht möglich ist, fand am Nachmittag des 8. Februars der erste digitale Technikertag des BVT statt.

Über 500 angemeldet Besucherinnen und Besucher, Unternehmen und Fachschulen zeugten davon, dass dieses Format auf großes Interesse stößt.

Thomas Schmid, Moderator, moderierte gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Gerard Wolny durch den abwechslungsreichen und interessanten Technikertag.

Ziel war es, an diesem Tag, Studierende und Absolventen von Fachschulen mit Unternehmen in ganz Deutschland zu vernetzen. Auch sollten diese Betriebe die Bildungsträger in ihren Regionen besser kennenlernen. Die über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus alles Teilen des Landes. Es waren dabei sogar fast alle Bundesländer vertreten.

 „Pandemiebegingt haben wir uns zum ersten Mal für dieses digitale Format entschieden. Natürlich ersetzt das nicht die persönliche Kommunikation wie bei einer Präsenzveranstaltung, aber so konnten wir diesmal gleichzeitig Studierende, Fachschulen und Unternehmer aus ganz Deutschland zusammenbringen. Wobei sich sogar Mitglieder des BVT aus den USA und Canada zugeschaltet haben. Insofern können wir mit Fug und Recht behaupten, dass wir unser Ziel erreicht haben“, so Gerard Wolny.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Grußwort von Dr. Jens Brandenburg, dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundesbildungsministerium. Er hob hierbei die wichtigsten Themen seines Ministeriums hervor. Lebenslanges Lernen, Erwachsenenbildung und Qualifikation. Dies zu fördern sei eine der vorrangigsten Aufgaben in dieser Legislaturperiode.

Im Anschluss gab es vier kurzweilige Online-Diskussionen passend zu den verschiedenen politischen Forderungen des BVT.

In dem ersten Panel forderte Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrer Verbandes eine verbindliche Berufsorientierung in den weiterführenden Schulen einzuführen. „Am besten sollten wir damit spätestens ab der 7. Klasse beginnen und mindesten mit einer Stunde pro Woche“, so Böhm. Mit dieser Forderung rennt er beim BVT offene Türen ein. Diese zwingend notwendigen Informationen für Schülerinnen und Schüler fordert der Verband schon seit Jahren.

Im zweiten Talk schaltete man den Leiter der Abteilung Förderung und Qualifizierung der Bundesagentur für Arbeit, Ulrich Eberle, aus Nürnberg dazu. Hier ging es um Einbindung aller Fachschulen in das Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebot der Bundesagentur. Wobei er hier den Fachschulen und ihren Vertretern wertvolle Tipps zur Durchsetzung ihrer Forderungen geben konnte.

Im Anschluss daran vertieften die beiden Moderatoren, Thomas Schmid und Gerard Wolny, die Forderung nach einer bundesweiten Ausdehnung der „Meisterprämie“ auch auf erfolgreiche Fachschulabsolventen.

Im abschließenden Panel stand das Thema Gerechtigkeit im Vordergrund. „Wie kann es sein, dass nur ganz wenige die Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfte Technikerin oder Techniker“ wirklich kennen, und dass, obwohl sie mehr praktische Berufserfahrung einbringen und teilweise rund 1.200 Unterrichtsstunden mehr absolvieren müssen als Handwerks- oder Industriemeister?“, so Gerard Wolny. Diese Erfahrung musste auch Lia Liebing machen. Sie war aus Köln dazugeschaltet, wo sie sich aktuell zur Staatlich geprüften Maschinenbautechnikerin ausbilden lässt.

„Arbeitskolleginnen und -kollegen bei mir in der Firma, die schon Staatlich geprüfte Techniker sind, erwähnen das gar nicht. Erst als ich ihnen erzählte, dass ich jetzt wieder die Schulbank drücke, haben sie es erwähnt. Das müssen wir ändern. Wir können stolz auf das gelernte sein und das auch jedem und immer sagen, und nicht nur bei Gehaltsverhandlungen“, so die junge Rheinländerin.

In den folgenden digitalen Workshops gab es ein buntes Programm. Vom Bewerbertraining über die Vernetzung von Fachschulen und Unternehmen bis hin zur künstlichen Intelligenz. So erörterte Markus Müller, von der „Berufliche Schule Farmsen“, die Erwartungen von Studierenden und Fachschulen an verbundene Unternehmen. Das gleiche Thema wurde in einem weiteren Workshop diskutiert, jedoch mit einem anderen Ansatz. Das Team von David Dimming, vom Balthasar-Neumann-Technikum in Trier, hat das Projekt „Education Hub“ mit dem Ziel ins Leben gerufen, dass Firmen und studierende Technikerinnen und Techniker schon während der schulischen Ausbildung intensive und qualitativ hochwertige technische Projekte miteinander austauschen und ausarbeiten.

Im nächsten Block ging es dann um den Austausch von Erfahrungen. So unterhielt sich Moritz Specht, Staatlich geprüfter Papiertechniker, angeregt mit dem Bundesvorsitzenden des BVT Udo Frackmann über Ihre Erfahrungen als Staatlich geprüfte Techniker und Lia Liebing mit dem BVT-Beirat Norbert Heucke über die Qualität der Fachschulausbildung.

Abgerundet wurden die Workshops noch mit der Vorstellung des Wahlpflichtfaches „Künstliche Intelligenz“ mit Raimond Eberle und einem sehr spannenden Bewerbungstraining mit Christoph Havestadt von der Techniker Krankenkasse.

Danach hatten dann alle Gäste noch die Möglichkeit an digitalen Messeständen, die teilnehmenden Fachschulen kennenzulernen und an den Messeständen der Unternehmen, die neuesten Jobangebote aus dem gesamten Bundesgebiet zu finden.

Als um 20:00 Uhr die letzten Stände schlossen, zog Gerard Wolny, Hauptgeschäftsführer des BVT, ein durchweg positives Resümee. „Wir sollten uns wirklich überlegen, ob wir dieses bundesweite Format in Zukunft weiterführen, und das unabhängig von der Pandemie“, so Wolny weiter.