Politik & Gesellschaft

„Lernen ist eine lebenslange Bildungsreise“

CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler über die Zukunft der beruflichen Bildung in der digitalen Arbeitswelt Durch die Digitalisierung werden Deutschlands Gesellschaft, Wirtschaft und vor allem die Bildungslandschaft in eine ihrer dynamischsten Innovationsphasen der Geschichte eintreten. Für jeden Einzelnen bringen diese Entwicklungen nicht nur im Alltag, sondern auch in Ausbildung und Beruf neue Herausforderungen, aber vor allem viele Chancen mit sich.

Digitalisierung in Aus- und Weiterbildung weiterdenken

Genau diese Entwicklungen gilt es zu begleiten und den digitalen Wandel für Gesellschaft und Wirtschaft durch vorausschauendes politisches Handeln in die richtigen Bahnen zu lenken. Deshalb hat der Deutsche Bundestag die Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ beauftragt, die Zukunft der beruflichen Aus- und Weiterbildung in sich wandelnden Arbeitswelt zu untersuchen. Sie prüft die wirtschaftlichen und sozialen Potentiale einer Modernisierung und entwickelt darauf basierend Handlungsempfehlungen.

Um ganz verschiedene Perspektiven einzubinden, haben wir als CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag externe Sachverständige aus unterschiedlichen Bereichen benannt. Von Beginn an war es uns wichtig, alle Beteiligten mit in den Prozess einzubeziehen: Von den Auszubildenden über die Berufsschullehrer und Ausbilder bis hin zu Kammern, Wissenschaftlern und Bildungsträgern. Diese unterschiedlichen Blickwinkel sind eine echte Bereicherung, denn so bekommen wir eine breit gefächerte Perspektive auf die aktuellen Herausforderungen.

Bildung beginnt nicht mit dem Schulbesuch und endet nicht mit einem Abschluss. Vielmehr müssen wir das Lernen als eine lebenslange Bildungsreise mit einem Koffer voller Weiterbildungen begreifen. Schauen wir uns also die Ausgangslage an. Wie steht es um die Weiterbildung in der Beruflichen Bildung? Absolventen von Fachschulen zählen ebenso wie Inhaber von Meisterbriefen zu der Gruppe mit der höchsten Weiterbildungsbeteiligung. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie an betrieblicher Weiterbildung teilnehmen, liegt dabei um das Dreifache höher als für Gesellen.

Dabei spielt die hohe Technologie- und Anwendungsnähe der Berufsbilder geprüfter Techniker, Gestalter sowie Betriebswirte eine bedeutende Rolle. Denn gerade hochqualifizierte Berufe und Tätigkeiten in Betrieben, die bereits durch die Digitalisierung von Verfahren, Anwendungen und Prozessen geprägt sind, neigen eher als traditionelle Berufsfelder zur Weiterbildung ihrer Beschäftigten und ihres Leitungspersonals.

Stärken ausbauen und Zugangshürden abbauen

Unser System der beruflichen Ausbildung, der höheren Berufsbildung und der beruflichen Weiterbildung ist ein Erfolgsmodell und Exportschlager. Um erfolgreich zu bleiben, dürfen wir aber nicht stehen bleiben, sondern müssen es gezielt weiterentwickeln. Wie kann uns das gelingen? Als Unionsfraktion setzen wir uns für eine Doppelstrategie ein. Diese beinhaltet den Ausbau der Stärken des Systems und gleichzeitig den Abbau von möglichen Zugangshürden. So können noch mehr zukünftige Fachkräfte von einer noch besseren beruflichen Bildung profitieren.

Wir setzen uns dabei für konkrete Maßnahmen ein, um Zugänge zur beruflichen Bildung zu verbessern.

Erstens brauchen wir eine frühzeitige Berufsorientierung. Diese muss verstärkt Informationen über Bildungsmöglichkeiten wie Ausbildung, Studium und berufliche Aufstiegsfortbildungen bieten und eine breite Kommunikation der Potenziale der höherqualifizierenden Berufsbildung, bis in Unternehmensführungen hinein, beinhalten.

Zweitens müssen wir den hohen Nutzen von Ausbildungsberufen deutlich machen, auch mit Blick auf Arbeitsmarkt-, Einkommens- und Aufstiegsperspektiven.

Drittens wollen wir Hürden für Absolventen der beruflichen Aufstiegsqualifizierung auf dem Weg in den höheren Dienst beseitigen. Der Bericht der Enquete-Kommission zeigt deutlich auf, dass Abschlüsse der beruflichen Aufstiegsfortbildungen zu anspruchsvollen Fach- und Führungsaufgaben befähigen. Sowohl mit Blick auf das Einkommen, als auch auf die Arbeitsplatzsicherheit stehen die Absolventen dieser Abschlüsse in der Gesamtheit den Hochschulabsolventen in nichts nach.

Viertens werden wir die Digitalisierung gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen weiter fördern. Was das mit Weiterbildung zu tun hat? Eine ganze Menge: Es lässt sich statistisch belegen, dass sich der Digitalisierungsgrad von Unternehmen positiv auf ihre Weiterbildungsaktivität auswirkt. Durch die Förderung der Digitalisierung unterstützen wir kleine und mittelständische Unternehmen bei der selbstbestimmten Personalentwicklung und der eigenverantwortlichen Fortbildung ihrer Beschäftigten.

Fachkräfte können auch in Zukunft auf unsere Unterstützung setzen. Einen erfolgreichen Weg in den beruflichen Aufstieg stellt schon derzeit das Weiterbildungsstipendium dar, das talentierten Berufsschulabsolventen den finanziellen Weg in den weiteren beruflichen Aufstieg ebnet. Dieses wollen wir weiterentwickeln, indem wir es besser bewerben und noch mehr Geld zur Verfügung stellen. Bereits jetzt konnten wir mit der Verbesserung des Aufstiegs-BAföG dafür Sorge getragen, dass mehr Menschen zu besseren Konditionen an Aufstiegsfortbildungen teilnehmen können. Seit August 2020 erhalten Fachkräfte, die sich weiterqualifizieren möchten, eine bessere finanzielle Unterstützung. Sie erhalten einen Beitrag zu den Kosten der Fortbildung und bei Vollzeitmaßnahmen zusätzlich einen Beitrag zum Lebensunterhalt – beides einkommensunabhängig!

Neue Kompetenzen müssen nicht nur einfacher zugänglich, sondern auch verlässlich dokumentiert werden. Deshalb werden wir die Instrumente zur fälschungssicheren digitalen Dokumentation der Kompetenzen weiterentwickeln. So stellen wir sicher, dass auf der lebenslangen Bildungsreise auch der Reisepass verlässlich belegt, auf welchen Gebieten man sich bewegt hat.

Sie als Mitglieder des BVT sind in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Gestaltung tätig. Diese Bereiche sind auch für die Zukunft der Bildungslandschaft von höchster Bedeutung. Es geht um technische Voraussetzungen für die Digitalisierung, um die Ausbildung der zukünftiger Fachkräfte für eine innovative Wirtschaft und natürlich um die Gestaltung der beruflichen Bildung von morgen.

Autorentext zum Bild, Kurzvorstellung Katrin Staffler

Die Autorin ist Obfrau der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ sowie ordentliches Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Die Heimat der studierten Biochemikerin (M.A.) ist der Wahlkreis 215 Fürstenfeldbruck-Dachau, den sie seit 2017 im Deutschen Bundestag vertritt.

Nähere Informationen zur Enquete-Kommission sind zu finden unter:https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/enquete_bb