Sozialpolitik

Bessere Bescheide

Zwölf Seiten statt 18, neuer Aufbau, verständliche Sprache. Die Bescheide der Rentenversicherung sollen kurzer, schlanker und besser werden als je zuvor. Ein Mammutwerk.

Der Testkunde war überzeugt: „Das ist doch mal eine Verbesserung“, urteilte der Mann, der bald in Rente gehen wird, „sehr eingängig, da weiß ich in Sekundenschnelle schon das Wichtigste.“ Was der Probekunde in den Händen hielt, war ein frisch überarbeiteter Rentenbescheid. Jedes Jahr versendet die Deutsche Rentenversicherung viele Millionen Bescheide. Sie sind das Ergebnis eines individuellen, häufig sehr langen Versichertenlebens.

Mit bis zu 21 Anlagen und manchmal an die 150 Seiten sind diese Bescheide bislang sehr umfangreich und häufig schwer verständlich. Deshalb vereinfacht die Deutsche Rentenversicherung gemeinsam mit Sprachberatern des Instituts für Verwaltungskommunikation (InVK) in Speyer die Bescheide grundlegend und richtet sie auf die Sicht der Kunden aus. Da die Änderungen im laufenden Betrieb mit Millionen Kunden verlaufen, handele es sich um eine „Operation am offenen Herzen“, beschreibt Dirk von der Heide, Sprecher der Behörde, das Vorhaben. Das Ganze sei ein riesiges Modernisierungsprojekt, das schrittweise umgesetzt wird.

Der bisherige Bescheid ist ein Mammutwerk, das aus rund 10.000 Textbausteinen zusammengesetzt wird. Für jeden denkbaren Versicherungsfall gibt es einen vorgefertigten Text, der individuell und maschinell im Bescheid aufgenommen wird. Alle diese Textbausteine werden nun sprachlich, inhaltlich und vom Aufbau her für den neuen Bescheid überarbeitet. Dieser wird deutlich vereinfacht. Allein der Basisbescheid umfasste bislang 18 Seiten, mit der Reform werden es ab Ostern nur noch zwölf sein. „Von den seitenlangen Berechnungen fühlten viele Leute sich überfordert“, sagt der Verwaltungswissenschaftler Burkhard Margies vom InVK. Daher laute das neue Motto: Erläutern statt berechnen.

„Der Bescheid richtet sich jetzt mehr an Bürger statt an Juristen“, fasst von der Heide für die Rentenversicherung zusammen, „aber natürlich so, dass er auch von Richtern grünes Licht erhält und justiziabel bleibt.“ Jeder der bisher erfolgten Schritte habe zu sichtbaren und messbaren Verbesserungen für die Kunden geführt. Viele Orientierungshilfen erleichtern heute schon den Einstieg in den Bescheid. Das sehen auch die Rentner und Rentnerinnen so. „Beim alten Bescheid müsste ich alles noch einmal lesen, wenn ich den noch mal rauskrame“, sagte eine Probekundin, „jetzt kann ich auch mal nur kurz reinschauen!“