3. Regionaler Technikertag Berlin in der "Alten Försterei"
Zahlreiche Studierende der Fachschulen für Technik und Gestaltung sowie mittelständische Unternehmer und Unternehmerinnen kamen zusammen, um sich an Diskussionsrunden rund um die Themen berufliche Bildung, Fachkräftemangel und Chancen des Networkings zu beteiligen.
Der Geschäftsführer Kommunikation des Bundesligisten Union Berlin, Christian Arbeit, begrüßte die Teilnehmenden und schilderte, dass ohne die tausenden von ehrenamtlichen Arbeitsstunden das Stadion vor zehn Jahren längst verfallen wäre. Durch das freiwillige Anpacken von mehr als 2.500 Fans, hierunter auch viele Handwerkern, sei die Alte Försterei gerettet worden. Man fühle sich dem Mittelstand schon durch einen großen Teil der hieraus stammenden Vereinssponsoren sehr verbunden.
Durch den Abend führte Markus Deselears, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins DUB. Er bat BVT Geschäftsführer Gerard Wolny um eine Einführung in das Berufsbild des staatlich geprüften Technikers.
Wolny hob die höchste berufliche Qualifikationsstufe der beruflichen Bildung, den Staatlich geprüften Techniker, mit 2.400 Unterrichtsstunden auf der Technikerschule hervor. Keine Erstausbildung und kein Bachelorstudiengang käme an diese Stundenzahl heran. Da die Absolventen aus der beruflichen Praxis kämen, seien sie in der Regel erfahrener als viele Absolventen von Bachelorstudiengängen. Wolny bemängelte, dass der heutige Trend von bis zu 70 Prozent der Jugendlichen, ein Studium anstatt eine berufliche Ausbildung anzustreben, fatal für den Wirtschaftsstandort Deutschland sei und nennt hier vor allem die Stichworte Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen von Firmeninhabern.
Patrick Meinhardt. Generalsekretär der Bildungsallianz des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft, BVMW e.V., ergänzte, dass inzwischen alarmierende 90 Prozent der Unternehmen sagen, sie leiden unter dem Fachkräftemangel und 50 Prozent beklagen, sie könnten deswegen nicht mehr alle Aufträge im technischen Bereich annehmen. Herr Meinhardt führte aus, dass ein Drittel der Universitätsabsolventen das Studium abbricht und sich, wenn überhaupt, erst dann für eine duale Ausbildung entscheidet. Diese verlorene Zeit sei für die Gesellschaft teuer und uneffektiv.
In der ersten Halbzeit, einer Gesprächsrunde mit einem Absolventen und einem Lehrer Berliner Technikerschulen, wurde deutlich, dass das Berufsbild des Staatlich geprüften Technikers vielerorts in Deutschland und auch in der Politik größtenteils unbekannt ist. Kai-Christopher Hardt, Absolvent, führte aus, kaum jemand kenne die Inhalte der Ausbildung, er wünsche sich eine klarere Abgrenzung des Berufsbildes von Bachelorstudiengängen und listete grob die Weiterbildungsinhalte auf.
Herr Linster ergänzte, je weniger junge Menschen sich für eine Berufsausbildung entscheiden würden, desto weniger potentielle Absolventen von Technikerschulen kämen hinterher. Auch müssten die Vertreter der dualen Erstausbildung an ihrem Image arbeiten. Die Vergütung von Auszubildenden müsse auskömmlich gestaltet sein und die verschiedenen handwerklichen und industriellen Berufsbilder sollten aktiver für sich werben.
Der Schulleiter wünschte sich eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit für Fachschulen und mehr Netzwerkveranstaltungen wie diese bundesweit.
Moderator Deselears stellte in der zweiten Halbzeit die Geschäftsführer von zwei Mitgliedsunternehmen des BVMW vor und fragt sie nach ihren Erfahrungen bei der Mitarbeitersuche. Beide Unternehmer äußerten, dass ihnen das Berufsbild der Staatlich geprüften Techniker und Technikerinnen nicht bekannt war und beide beklagten, dass sie kaum weibliches Personal finden, obwohl sie gezielt danach suchen. Beide schilderten, dass sie in ihren relativ kleinen mittelständischen Unternehmen durch flache Hierarchien und den flexibel Einsatz der Mitarbeiter möglichst nach deren Talenten und Neigungen, relativ erfolgreich darin seien, ihr Personal an sich zu binden.
In einer Abschlussrunde, der Verlängerung, berichtete Juliane Ratz, Vorsitzende der Dietz-Stiftung für Bildung, über gemeinsame Aktionen z.B. mit dem BVT, um Öffentlichkeit für das Thema berufliche Bildung zu gewinnen. Sie betonte, wie wichtig die Vernetzung der Akteure aus allen Bildungsbereichen sei. Sie freue sich, mit Vertretern von Technikerakademien und Berufs- sowie Wirtschaftsverbänden auf Abenden wie diesen gemeinsame Themen von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten.
Der Abend klang, wie es sich in einem Stadion gehört, mit Bier und Currywurst, aus. An vielen runden Tischen wurde gemeinsam gegessen, getrunken und sich ausgetauscht. Niemand stand im Abseits!
Fotos Karl-Günter Rammoser/Public Address"