BVT verabschiedet Resolution „Höhere berufliche Bildung“
Referenten und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Bildung kamen zu Wort. In der abschließenden Gesprächsrunde diskutierten Experten über das Thema "Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt".
Am Folgetag, dem 20. Mai 2017, tagte zum 15. Mal die Hauptversammlung, ebenfalls im Hotel Seminaris. Die Hauptversammlung ist das oberste Organ des Bundesverbandes. Sie entscheidet endgültig über alle wichtigen Angelegenheiten des Bundesverbandes. Im Rahmen der 15. Haupt-versammlung berieten die Teilnehmer eingehend über die berufliche Bildung im Zeitalter der Digitalisierung. Dabei stand insbesondere die Aufstiegsfortbildung zur Staatlich geprüften Technikerin / Betriebswirtin / Gestalterin bzw. zum Staatlich geprüften Techniker / Betriebswirt / Gestalter im Mittelpunkt. Die Teilnehmer der 15. Hauptversammlung waren sich darüber einig, dass eine Reform des Bildungswesens in Deutschland unerlässlich sei, angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der Herausforderungen der Digitalisierung der Arbeitswelt. Die "höhere berufliche Bildung" soll berufliche Aufstiegsfortbildungen wie z. B. staatlich geprüfte Techniker/innen, staatlich geprüfte Betriebswirt(e)/innen, staatlich geprüfte Gestalter/innen und Handwerksmeister/innen als gleichwertigen Bestandteil der tertiären Bildung neben der bereits bestehenden akademischen Bildung etablieren.
Die Hauptversammlung verabschiedete einstimmig die nachfolgende Resolution "Höhere berufliche Bildung".
Resolution
"Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der Herausforderungen der Digitalisierung ist eine Reform des Bildungswesens in Deutschland unerlässlich. Während alljährlich die Zahl der Studenten an Universitäten und Hochschulen steigt, gerät die berufliche Bildung immer mehr ins Hintertreffen. Im Jahre 2013 war zum ersten Mal die Zahl derer, die ein Studium aufnahmen, höher als die Zahl derjenigen, die eine Lehre begannen. Wenn dieser Trend anhält, droht das duale System zu kollabieren, denn mit 30 % eines Jahrgangs ist die berufliche Bildung, wie sie in Deutschland existiert, nicht überlebensfähig. Paradoxerweise wird Deutschland von anderen Ländern um das duale System der beruflichen Bildung beneidet. Es entwickelt sich geradezu zum Exportschlager.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung prognostiziert für das Jahr 2030 einen Akademikerüberhang von 1,6 Millionen gegenüber einem Defizit von 4,9 Millionen beruflich gebildeter Fachkräfte.
Der Bedarf unseres Wirtschaftsstandortes und die Notwendigkeit zum lebenslangen Lernen verlangen transparente, attraktive und praxistaugliche Bildungswege im beruflichen Bereich. Als Garanten einer leistungsfähigen Wirtschaft sind beruflich hochqualifizierte Fachkräfte aus Deutschlands Unternehmen, vor allem aus dem Bereich der kleinen und mittelständigen Unternehmen, nicht wegzudenken.Berufliche Sicherheit, gutes Einkommen, die Möglichkeit im Beruf die eigene Persönlichkeit zu entfalten und sich fortwährend weiter zu qualifizieren, hat für immer mehr junge Menschen hohe Bedeutung bei der Auswahl ihres Karriereweges.
Der BVT fordert daher die höheren Qualifizierungs- und Karrierewege der beruflichen Bildung attraktiver und transparenter zu machen. Berufliche Fortbildungen müssen weiterentwickelt werden. Jungen Fachkräften soll von Beginn an eine Basis geliefert werden, um den Herausforderungen, wie z. B. der Digitalisierung / Industrie 4.0 begegnen zu können.
Dazu bedarf es die höhere berufliche Bildung als Marke zu entwickeln. Die "höhere berufliche Bildung" soll berufliche Aufstiegsfortbildungen, wie z. B. staatlich geprüfte Techniker/innen, staatlich geprüfte Betriebswirt(e)/innen, staatlich geprüfte Gestalter/innen und Handwerksmeister/innen, als gleichwertigen Bestandteil der tertiären Bildung neben der bereits bestehenden akademischen Bildung etablieren.
Damit wird die berufliche Bildung für Schüler sowie deren Eltern und Lehrkräfte wieder als attraktive Alternative zum Hochschulstudium erkennbar. Die Bildungspolitik ist gefordert, den weiter hohen Bedarf an beruflich qualifizierten Fach- und Führungskräften zu berücksichtigen. Insbesondere müssen stimmige Berufslaufbahn-Konzepte geschaffen werden, die im sekundären Bildungsbereich beginnen und im tertiären Bereich die DQR-Stufen 5 bis 7 umfassen.
Um diese Karrieren der höheren beruflichen Bildung bundesweit sichtbar und vergleichbar zu machen, bedarf es einheitlicher Zusatzbezeichnungen der beruflichen Aufstiegsfortbildung. Für staatlich geprüfte Techniker/innen, staatlich geprüfte Betriebswirt(e)/innen und staatlich geprüfte Gestalter/innen fordert der BVT z. B. bereits seit dem Jahr 2005 den Zusatz "Master bzw. Bachelor professional".
Die Verankerung und Stärkung eines stimmigen Berufslaufbahn-Konzeptes in der beruflichen Bildung bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes. Aus diesem Grund fordert der BVT die zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder auf, eigenständige Organisationseinheiten für die "höhere berufliche Bildung" zu schaffen."